Grundlagen der Netzwerkarbeit: Befehle ping
, ip addr
, ifconfig
1. Einführung in Netzwerk-Konzepte: etwas Theorie
In der heutigen Vorlesung besprechen wir die Grundlagen der Arbeit mit Netzwerk-Tools in Linux. Du wirst lernen, wie man die Erreichbarkeit von Netzwerk-Knoten prüft, den Status von Netzwerk-Schnittstellen und -Konfigurationen analysiert und mit Netzwerkeinstellungen arbeitet.
Netzwerke sind das Nervensystem der IT-Welt. Falls du dich jemals gefragt hast, wie dein Browser eine Website öffnet, hier ist die kurze Antwort: dank des Netzwerks. Egal welche Rolle du zukünftig übernehmen wirst (Entwickler, Administrator oder Ingenieur), das Verständnis der Netzwerk-Grundlagen ist ein unverzichtbarer Skill.
Was ist ein Netzwerk? Es ist eine Gruppe von Computern, die zum Datenaustausch verbunden sind. Im Kontext von Linux beginnt die Netzwerkadministration mit dem Verständnis der grundlegenden Konzepte:
- IP-Adresse: Das ist der eindeutige Bezeichner eines Geräts im Netzwerk. Stell dir vor, es ist die Postanschrift deines Computers.
- Subnetz: Eine logische Gruppierung von Geräten im Netzwerk. Das ist wie ein Bezirk, in dem Häuser mit Adressen stehen.
- Gateway: Das ist der „Ausgang in die Welt“, durch den Geräte in deinem lokalen Netzwerk ins Internet oder zu anderen Subnetzen gelangen können.
Es gibt zwei Arten von IP-Adressen: IPv4 (z. B. 192.168.1.1
) und IPv6 (z. B. 2001:0db8:85a3:0000:0000:8a2e:0370:7334
). IPv4 ist einfacher und damit werden wir uns in dieser Vorlesung beschäftigen. IPv6 ist ein cooler und langfristiger Standard, den wir später behandeln werden.
2. Der Befehl ping
: Überprüfen der Erreichbarkeit eines Nodes
Was macht ping
?
ping
ist ein Tool, das überprüft, ob ein anderer Node im Netzwerk erreichbar ist. Es sendet eine kleine "Grußnote" an den Zielserver (ICMP-Anfrage) und wartet auf eine Antwort. Wenn der Node antwortet, ist alles in Ordnung; wenn nicht, könnte etwas schiefgelaufen sein (oder der Server ignoriert dich einfach, unhöflich!).
Wie verwendet man ping
?
Lasst uns den Befehl ping
ausprobieren. Öffne ein Terminal und gib folgenden Befehl ein:
ping 8.8.8.8
Dieser Befehl sendet Anfragen an den öffentlichen DNS-Server von Google. Du wirst etwas Ähnliches sehen wie das hier:
PING 8.8.8.8 (8.8.8.8) 56(84) bytes of data.
64 bytes from 8.8.8.8: icmp_seq=1 ttl=117 time=10.4 ms
64 bytes from 8.8.8.8: icmp_seq=2 ttl=117 time=10.2 ms
64 bytes from 8.8.8.8: icmp_seq=3 ttl=117 time=10.3 ms
Das bedeuten diese Zeilen:
- icmp_seq: Die Nummer der gesendeten Anfrage.
- ttl: Die "Lebenszeit" des Pakets (wie viele Netzwerk-"Sprünge" es machen kann).
- time: Die Zeit (in Millisekunden), die für das Senden und den Empfang der Antwort benötigt wurde.
Um die Anzahl der gesendeten Anfragen zu begrenzen, kannst du das Flag -c
verwenden:
ping -c 4 8.8.8.8
Dieser Befehl sendet nur 4 Anfragen anstatt eines endlosen Streams.
Übung: Verbindung mit dem lokalen Host und dem Internet überprüfen
Probiere ping
mit der IP-Adresse deines Routers (normalerweise so etwas wie 192.168.1.1
) und mit 8.8.8.8
. Das hilft dir zu verstehen, ob dein lokales Netzwerk funktioniert und ob es Zugang zum Internet gibt.
3. Der Befehl ip addr
: Netzwerkinterfaces prüfen
Was ist ein Netzwerkinterface?
Ein Netzwerkinterface ist das, womit dein Computer mit dem Netzwerk „kommuniziert“. Das kann ein Interface für Ethernet
(Kabelverbindung), WLAN
(drahtlose Verbindung) oder virtuelle Interfaces sein, die für spezifische Aufgaben erstellt wurden.
Der Befehl ip addr
zeigt die aktuelle Konfiguration der Netzwerkinterfaces an. Probieren wir es aus:
ip addr
Das Ergebnis könnte etwa so aussehen:
1: lo: <LOOPBACK,UP,LOWER_UP> mtu 65536 qdisc noqueue state UNKNOWN group default qlen 1000
inet 127.0.0.1/8 scope host lo
inet6 ::1/128 scope host
2: enp0s3: <BROADCAST,MULTICAST,UP,LOWER_UP> mtu 1500 qdisc fq_codel state UP group default qlen 1000
inet 192.168.1.100/24 brd 192.168.1.255 scope global dynamic enp0s3
inet6 fe80::1a2b:3c4d:5e6f:f7g8/64 scope link
Was sehen wir hier:
lo
— das ist das lokale Interface (localhost). Seine Adresse ist immer127.0.0.1
.enp0s3
— das ist der Name des Netzwerkinterfaces deines Ethernet-Adapters.inet
— IPv4-Adresse des Interfaces.inet6
— IPv6-Adresse des Interfaces.
Wie stellt man eine temporäre IP-Adresse ein?
Wenn du Superuser-Rechte hast (mit sudo
), kannst du eine IP-Adresse temporär einstellen:
sudo ip addr add 192.168.1.101/24 dev enp0s3
Diese IP-Adresse bleibt bis zum Neustart aktiv.
4. Der Befehl ifconfig
: ein altes, aber immer noch beliebtes Tool
Früher wurde ifconfig
zur Verwaltung von Netzwerkschnittstellen verwendet. Heute wird er allmählich obsolet (er wurde durch ip addr
ersetzt), aber manchmal trifft man ihn noch in alten Distributionen an.
Schnittstellenstatus prüfen
Um den Status der Schnittstellen mit ifconfig
anzuzeigen, führe aus:
ifconfig
Das Ergebnis wird dem Output des Befehls ip addr
ähneln.
Ein- und Ausschalten der Schnittstelle
Du kannst eine Schnittstelle ein- oder ausschalten mit:
sudo ifconfig enp0s3 down
sudo ifconfig enp0s3 up
Denke wieder daran, dass ifconfig
nicht in allen modernen Distributionen funktioniert. Wenn der Befehl nicht gefunden wird, versuche das Paket net-tools
zu installieren oder wechsle direkt zu ip addr
.
5. Beispiel: Erreichbarkeit und Netzwerk prüfen
Jetzt lasst uns das Gelernte in einem kleinen praktischen Beispiel zusammenfassen.
Überprüfe die Erreichbarkeit des lokalen Interfaces:
ping 127.0.0.1
Überprüfe die IP-Adresse deines Netzwerks:
ip addr
Versuche, eine neue IP-Adresse temporär zu konfigurieren:
sudo ip addr add 192.168.1.102/24 dev enp0s3 ip addr show enp0s3
Überprüfe die Erreichbarkeit eines öffentlichen Hosts:
ping -c 3 8.8.8.8
Falls du eine alte Distribution verwendest, probiere, das Interface neu zu starten:
sudo ifconfig enp0s3 down sudo ifconfig enp0s3 up
Jetzt bist du mit den grundlegenden Tools zur Netzwerkdiagnose in Linux ausgestattet. Die Befehle ping
, ip addr
und ifconfig
sind deine ersten Schritte in die Welt der Netzwerkadministration. Und es wird nur noch spannender!
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