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Lucy Oleschuk
Level 31

Warum leiden Entwicklerinnen und Entwickler unter Burnout? Der umfassende Leitfaden zum Burnout in der Tech-Branche

Veröffentlicht in der Gruppe Germany
So stellt man sich normalerweise jeden neuen Arbeitstag eines Entwicklers vor: eine Tasse frischer Kaffee und ein neues spannendes Projekt steht bevor. Freude und Erfüllung… Doch ein gegenteiliges Gefühl kann IT-Spezialisten in die Falle locken – emotionale Erschöpfung. Die Wahrheit sieht so aus: Selbst wenn du in einem großen Unternehmen mit hervorragender Bezahlung arbeitest, ist Burnout eine Herausforderung, die schwer zu vermeiden ist. Warum leiden Entwicklerinnen und Entwickler unter Burnout? Der umfassende Leitfaden zum Burnout in der Tech-Branche - 1Du fragst dich vielleicht: „Burnout in der Tech-Branche – gibt es das wirklich?“ Überraschenderweise ist Burnout in der Tech-Branche nicht ungewöhnlich. Das liegt vor allem an den hohen Anforderungen an die Produktivität und an der Komplexität der Arbeit. Laut einer Studie von Team Blind sind inzwischen etwa 60 % der IT-Studierenden und -Spezialisten vom Burnout-Syndrom betroffen. Wenn du also unter schwerem Burnout leidest, bist du nicht allein. Es ist normal, dass du dich an einem bestimmten Punkt deiner Karriere oder deines Lernprozesses frustriert fühlst. Aber es ist nicht normal, dauerhaft unter emotionaler Erschöpfung zu leiden. Was ist „IT-Burnout“, und was können wir dagegen tun? In diesem Artikel befassen wir uns mit diesem Problem, seinen Anzeichen, Ursachen und Lösungen.

Was ist Burnout? Theorie

Wusstest du, dass das englische Verb „to burn out“, also „ausbrennen“, von William Shakespeare im 17. Jahrhundert verwendet wurde? Der Begriff „Burnout“ ist dagegen erst relativ neu – Herbert Freudenberger führte ihn 1974 ein. Er definiert diesen Begriff als „das Erlöschen der Motivation oder des Ansporns, vor allem, wenn die Hingabe an eine Sache oder Beziehung nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt“ in seinem Buch „Burnout: The High Cost of High Achievement.“ Im Jahr 2019 definiert die Weltgesundheitsorganisation das Burnout-Syndrom als „ein Syndrom, das auf chronischen Stress am Arbeitsplatz zurückzuführen ist, der nicht erfolgreich bewältigt wurde“. Nach beiden Definitionen wirken Arbeitnehmer:innen, die unter Burnout leiden, erschöpft, neigen zu größerer mentaler Distanz und erleben Demotivation in Bezug auf ihren Beruf. Daher reduziert sich auch die berufliche Effizienz. Der Stress, der oft zu Burnout führt, kommt hauptsächlich von der Arbeit; aber auch der allgemeine Lebensstil und persönliche Eigenschaften wie Perfektionismus und Pessimismus können eine Rolle spielen.

Die wichtigsten Gründe, warum Programmierer: innen in einen Zustand des Burnouts geraten

Trotz der spannenden Projekte und der hohen Gehälter sind Menschen, die in der IT arbeiten, häufiger als in vielen anderen Berufen von Burnout bedroht. Dafür gibt es viele Gründe, und wir werden uns einen Moment Zeit nehmen und die wichtigsten davon betrachten.

Fristen

Oft sind die Fristen, die für die Durchführung eines bestimmten Projekts gesetzt werden, zu kurz, was zu hohem Druck und Stress führt. Und wenn Entwickler:innen ihr Bestes geben, um diese Fristen einzuhalten, leiden sie unter psychischem Stress, was dazu führt, dass sie mehr Fehler machen und das Gefühl der Unzufriedenheit erleben. Der Versuch, die Zeit zu schlagen und gleichzeitig die beste Leistung zu erbringen, führt schließlich zu emotionaler Erschöpfung.

Routine

Routine ist ein weiterer Grund, warum die meisten Programmierer:innen am Ende frustriert sind. Die meisten Programmierer:innen verbringen ihren ganzen Arbeitstag vor dem Computerbildschirm. Und das führt natürlich zu körperlichem Unwohlsein und einer schlechteren psychischen Verfassung.

Lange Arbeitszeiten

Angenommen, dein Lebenszyklus sieht in etwa so aus: „arbeiten, arbeiten, arbeiten, schlafen“, und du arbeitest auch abends und am Wochenende. In diesem Fall wirst du dich erschöpft fühlen und weniger Leistung erbringen als früher. Deshalb hast du vielleicht ein schlechtes Gewissen und verlierst dich im Code.

Kein Fortschritt

Wenn du das Gefühl hast, dass du nicht vorankommst und dein Job/deine Ausbildung dich nicht mehr motiviert, wird der Burnout nicht lange auf sich warten lassen. Wenn es keine Herausforderungen gibt, lernst du nichts und kommst nicht voran, du steckst fest.

Corona

Eine Studie von Haystack Analytics ergab, dass 81 % der Entwickler:innen berichteten, dass sie aufgrund der Corona-Pandemie ein Burnout erlebten. Die Studie ergab außerdem, dass zu den Hauptgründen für Burnout eine hohe Arbeitsbelastung, ineffiziente Prozesse, mangelnde Kommunikation mit dem Team und unklare Ziele gehören.

Familiäre Probleme

Burnout betrifft auch zunehmend Eltern, vor allem solche mit kleinen Kindern. Vor der Pandemie gaben IT-Fachleute die höchste Burnout-Rate durch die Kindererziehung an. 2 von 3 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gaben 2018 an, dass sie sich aufgrund von Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausgebrannt fühlen.

Zu den internen und externen Faktoren gehören außerdem:

  • Idealistische Erwartungen an sich selbst; Perfektionismus.
  • Ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung.
  • Der Wunsch, anderen Menschen zu gefallen, wobei die eigenen Bedürfnisse unterdrückt werden.
  • Die Weigerung, die Arbeit zu delegieren.
  • Sich selbst zu überschätzen und sich zu sehr in die Arbeit zu stürzen.
  • Die Arbeit als die einzige Tätigkeit zu sehen, die das Leben interessant macht.
  • Probleme mit der Führung oder dem Managementteam.
  • Mangelhafte Kommunikation.
  • Mangel an positivem Feedback.
  • Eine vergiftete Atmosphäre am Arbeitsplatz.
  • Mangel an Autonomie und Einfluss auf Arbeitsentscheidungen.
  • Mangel an persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten.

Anzeichen von Burnout

„Ein schwerer Burnout kommt wie ein Dieb in der Nacht.“ Ein normaler Burnout ist sehr schwer zu erkennen, da er keine Warnzeichen hat. Es gibt jedoch einige Anzeichen für einen Entwickler-Burnout, die dir helfen können, die negativen Auswirkungen zu beseitigen oder zu minimieren, wenn du sie frühzeitig erkennst.

Energiemangel

So einfach es auch ist, der Mangel an Energie ist eines der wichtigsten Anzeichen dafür, dass du überarbeitet bist oder einen Burnout erlebst. Wenn du in einem Softwareunternehmen arbeitest, ist es jedoch schwierig, den Energieverlust zu erkennen, da er sich in den häufigen Kaffeepausen mit den Kollegen versteckt. Energiemangel geht oft Hand in Hand damit, dass du dich schläfrig und gedankenverloren fühlst, selbst wenn du gerade an einem spannenden Projekt arbeitest.

Arbeiten in der Isolation

Ein weiteres Anzeichen für Burnout ist der Wunsch, allein zu arbeiten. Egal wie stressig die Softwareentwicklung ist, es ist wichtig, ein gutes Verhältnis zu deinem Team zu haben. Wenn du merkst, dass du ungeduldig mit deinen Kolleginnen und Kollegen wirst und sie sogar kritisierst, können diese negativen Gefühle auch ein Symptom für Burnout sein.

Geringere Produktivität

Wenn du Aufgaben nicht mehr so effizient erledigst wie früher, kann das ebenfalls ein Zeichen für Burnout sein. Hast du Spaß an dem, was du tust? Machst du lange Atemzüge und starrst zu oft an die Decke? Wenn ja, ist das ein großes Warnsignal.

Erfolge verschaffen keine Befriedigung

Wenn du dich nicht mehr für das Programmieren begeistern kannst und dir keine Karriere-/Lernziele mehr setzt, bist du wahrscheinlich ausgebrannt.

Körperliche Probleme

Oft wird Burnout von körperlichen Symptomen begleitet, wie zum Beispiel:
  • Körperliche Erschöpfung.
  • Muskelschmerzen.
  • Extreme Müdigkeit.
  • Magenbeschwerden.
  • Häufigere Krankheit.
  • Appetitlosigkeit.
  • Häufige Kopfschmerzen.
  • Schwindelgefühl.
  • Kurzatmigkeit.
Zu den Verhaltenssymptomen gehören:
  • Konzentrationsverlust.
  • Impulsivität.
  • Vergesslichkeit.
  • Unhöflichkeit.
  • Negative Emotionen.
  • Übermäßige Empfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen.
  • Gefühllosigkeit.

Wie man Burnout bekämpft

Wenn das nach dir klingt, was kannst du dann tun? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Burnout zu bekämpfen, und hier sind die effektivsten:
  1. Sei nicht zu hart zu dir selbst. Lege die Messlatte nicht zu hoch an; akzeptiere deine Kompetenzen und Arbeitsgeschwindigkeit. Versuche auch, dich nicht mit anderen zu vergleichen – wenn wir an andere denken, verlieren wir den Fokus und wissen unsere Fortschritte nicht zu schätzen. Kleine Dinge sind wichtig, also hör auf, dich zu verurteilen und feiere auch deine kleinen Erfolge. Der Psychologe Adam Grant sagt: „Der stärkste Schutz gegen Burnout scheint ein Gefühl des täglichen Fortschritts zu sein.“

  2. Achte auf deinen Körper, wenn du dich nicht gut fühlst. Die Symptome, die wir oben beschrieben haben, zeigen dir, dass etwas schief läuft, und das solltest du nicht ignorieren. Achte auf deinen körperlichen und geistigen Zustand. Iss, schlaf und treib ausreichend Sport – das brauchen dein Gehirn und dein Körper, um deine allgemeine Produktivität zu steigern.

  3. Rede. Auch wenn die meisten IT-Leute ihr Leid lieber für sich behalten, ist es ein bewährtes Mittel, mit Freunden, Familie, Kollegen und sogar Physiotherapeuten zu sprechen, um mit emotionalem Burnout umzugehen. Wenn du die Kommunikation mit anderen Softwarespezialisten verbesserst, wirst du außerdem in der Lage sein, Programmierprobleme auf deinem Weg besser zu bewältigen. Wenn du keine Freunde in der IT-Welt hast, kannst du zahlreichen Communitys beitreten, in denen Entwickler:innen bereitwillig ihre Erfahrungen teilen und wertvolle Tipps geben.

  4. Nimm dir Zeit für Hobbys. Du bist ein Programmierer. Du bist ein Geek. Es ist leicht, sich selbst der schönen Dinge des Lebens zu berauben. Das wissen wir. Versuche trotzdem, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Leben und Arbeit zu finden. Zahlreiche Studien haben ergeben, dass Entwickler:innen, die einem kreativen Hobby nachgehen, bei der Arbeit um 15-30 % besser abschneiden. Sei proaktiv und nimm an einer Aktivität teil, die du magst, am besten an einer, die nichts mit Computern zu tun hat. Das kann eine Sportart sein, ein Spiel, Fotografie, Musik, Kochen, Innenarchitektur... was auch immer du magst. Finde etwas, das dich interessiert – und mach das regelmäßig. Der wichtigste Aspekt ist ein Gleichgewicht – Zeit zum Arbeiten, Zeit zum Schlafen und Zeit, um dein Leben mit Freunden, Familie und Hobbys zu genießen.

  5. Ermittle deine Grenzen. Sei realistisch, was du erreichen kannst und was nicht. Überlege dir genau, wie viel Energie und Zeit du dem Lernen oder deinen Projekten widmen kannst. Kann dein Chef einen ganzen Tag lang arbeiten? Großartig. Aber wenn du das nicht kannst, ist das okay.

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Fazit

Vergiss nicht: Du wirst nicht produktiv sein, wenn du ausbrennst. Das Wichtigste in dieser Phase ist also, dich selbst zu reflektieren und dir Fragen über deine Gefühle und deinen inneren Zustand zu stellen. Denke auch daran, dass niemand mit einer unbegrenzten Motivationsquelle geboren wird, es ist also völlig in Ordnung, sich irgendwann erschöpft zu fühlen. Neue Entwickler:innen versuchen oft, in einem rasanten Tempo zu lernen und investieren wahnsinnig viele Stunden in das Programmieren. Aber Programmieren ist aufregend, es gibt so viele Richtungen und Möglichkeiten. Deshalb wäre es falsch, aufzuhören, bevor du dein Potenzial ausgeschöpft hast. Zu den Dingen, die einem Burnout vorbeugen können, gehören ausreichend Ruhe, Bewegung, Hobbys, Freizeitaktivitäten mit der Familie und ein Plan. Wenn du Neueinsteiger:in bist, versuche die richtige Balance zwischen der IT-Welt und dem echten Leben zu finden. Außerdem solltest du dich nicht von der riesigen Auswahl an Frameworks ablenken lassen, die es gibt. Halte dich schließlich an den umfassenden CodeGym-Plan und mach das Beste daraus. Setze dir Ziele, aber kümmere dich auch um dich selbst. Sei fabelhaft. Sei produktiv.
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